RTL-Tochter Gruner+Jahr
Stephan Schäfers Abgang beunruhigt Belegschaft
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gruner+Jahr in Hamburg kommen nicht zur Ruhe. Nach der Übernahme durch RTL und der Zusammenführung der redaktionellen Arbeit des Senders und des traditionsreichen Zeitschriftenverlages sorgte Mitte August das überraschende Ausscheiden des Co-CEO Stephan Schäfer für weitere Verunsicherung. Die Hamburger Morgenpost titelte „RTL- Tochter: Hat Gruner+Jahr eine Zukunft in Hamburg?“ Das Manager-Magazin spricht sogar von einem „Führungschaos bei RTL“.
Warum löst die Demission von Stephan Schäfer gerade in Hamburg Sorgen aus?
Schäfer war vor der Übernahme durch RTL der Geschäfts-führer von G+J. Nach der Fusion wurde er Co-Chef von RTL. Der neuen RTL-Geschäftsführung gehörte der Hamburger Oliver Radke an, über dessen Ausscheiden jetzt ebenfalls spekuliert wird. Mit Schäfer und Radke sahen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gruner+Jahr die Hamburger Interessen in der Leitung von RTL prominent vertreten. Die Entscheidung von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, nun selbst die Leitung von RTL zu übernehmen, führt zu erheblicher Verunsicherung. Rabe hatte gegenüber der FAZ auf wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen verwiesen. Die außergewöhnliche Situation erfordere aktives Handeln. Auch diese Aussage ist nicht geeignet, das Vertrauen der Mitarbeiter*innen in die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze zu fördern. Rabe hat allerdings bei einem Sommerfest in der Hansestadt zumindest ein Bekenntnis zum Standort Hamburg abgelegt. Der DJV Nord bietet seinen Mitgliedern bei G+J ein regelmäßiges Forum zum Austausch an. In der jüngsten Schalte ist deutlich geworden, wie groß die Verunsicherung bei den Redakteurinnen und Redakteuren ist. Im Januar 2020 hatte RTL das Magazingeschäft von G+J für 230 Millionen Euro übernommen.
(Stefan Endter)