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Frankreich

Medien unter Rechtsdruck

05.07.2024

Marianne: Blick nach rechts. Foto: Ministerium für Europa

In Polen und Ungarn kamen die Medien unter rechte Kontrolle nach Wahlsiegen der Populisten. In Frankreich ist das schon vor der Wahl so. Federführend sind dabei strammrechte Medienunternehmer.

Wer in den französischen Medien nach demokratischen Bollwerken sucht, wird nicht mehr auf Anhieb fündig. Noch nicht einmal beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er hofiert zwar nicht offen Marine Le Pen und ihren Rassemblement National, hält sich aber mit Kritik an der Rechtsaußen-Partei auffällig zurück.
Offen rechts gebärden sich indes immer mehr französische Medien, wie Tagesschau.de in einer lesenswerten Analyse auffächert. Der Privatsender CNews gefällt sich darin, eine französische Kopie von Fox News zu sein. Leider erschreckend erfolgreich: Der Sender hat die höchste Einschaltquote im französischen TV erobert. Von rechten Narrativen bis zu Verschwörungstheorien reicht das Inhaltspotpourri von CNews.
Den Ton in der französischen Medienszene geben traditionell steinreiche Unternehmer an, die als Medieneigentümer fungieren. Und genau diese Unternehmer gefallen sich offenbar in ihrer Rolle als Wegbereiter für den RN an die Macht. Innere Pressefreiheit scheint in Frankreich unbekannt zu sein - mit fatalen Folgen. Der Eigentümer bestimmt den politischen Kurs "seines" Mediums.
Düstere Aussichten für Frankreich. Und zugleich ein kleiner Hoffnungsschimmer für uns in Deutschland, die wir im September aufmerksam bis sorgenvoll auf die Landtagswahlen im Osten blicken. Hoffnungsschimmer deshalb, weil es hierzulande immer noch einen starken und parteipolitisch unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt. Und weil trotz Springer und Madsack die deutsche Zeitungslandschaft nach wie vor überwiegend mittelständisch geprägt ist. Wenn dem Verleger die Politik der Bundesregierung nicht passt, hat das längst keine Auswirkungen auf die Inhalte der Zeitung.
Arbeiten wir dafür, dass das so bleibt, auch nach den Septemberwahlen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner