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"Journalisten fragen - Journalisten antworten" am 17. April 2013 in Lübeck


Im Pool mit 500 Journalisten

 

"Journalisten fragen, Journalisten antworten" mit Birger Nicolai, Wirtschaftskorrespondent der Welt-Gruppe.Der voraussichtlich letzte Gast, den Günther Jesumann für „Journalisten fragen, Journalisten antworten“ interviewte, war zugleich derjenige, den er vorher am längsten kannte. Birger Nicolai, Wirtschaftskorrespondent von Welt und Welt am Sonntag sowie Vorsitzender des Clubs Hamburger Wirtschaftsjournalisten, gab auf Einladung des DJV Schleswig-Holstein Einblick in seinen stark von Online bestimmten Arbeitsalltag im Hamburger Springer-Haus und outete sich als Optimist beim Thema gedruckte Zeitung.

Als jemand „mit Interesse nicht nur an Nachrichten, sondern auch an Menschen“ stellte Jesumann seinen Gesprächspartner vor, mit dem er seit mehr als 20 Jahren in beruflichem und kollegialem Kontakt steht. „Ohne dieses Interesse geht es nicht“, stimmte Nicolai zu, der in seiner Geburtsstadt Lübeck für die Schülerzeitung schrieb, später Englisch und Geschichte in Kiel studierte und für das Tageszeitungsvolontariat nach Mannheim ging. Dem Ressortleiter Wirtschaft beim Mannheimer Morgen habe seine Art zu schreiben gefallen, „das kleine Bilanzlatein hat er mir dann beigebracht“.

Alle schauen auf Spiegel Online

Zehn Jahre war Nicolai bei der Regionalzeitung, kam im Jahr 2000 zurück in den Norden und blieb auch dann in Hamburg, als die Redaktionen der Welt-Gruppe nach Berlin umzogen. Der Wirtschaftskorrespondent arbeitet mit 500 Journalisten in einen gemeinsamen redaktionellen Pool hinein und schreibt an Werktagen vorrangig für den Online-Kanal, während Print-Exklusiv-Geschichten in der Regel in der Welt am Sonntag erscheinen. „Es muss gelingen, mit Online Geld zu verdienen“, sagte Nicolai vor kollegialer Runde in Lübeck. „Sonst sind wir in fünf Jahren in der Redaktion nur noch halb so viele.“ Voraussetzung sei, dass alle großen Verlage ihre Leserschaft auch für digitale Inhalte zur Kasse bitten. „Jetzt schauen alle auf Spiegel Online und hoffen, dass sie auch dort bald mitziehen.“

Abwärtstrends sind nicht unumkehrbar

Das Ende der Financial Times Deutschland nannte Nicolai „todtraurig“. Anders als die Welt-Gruppe, die beispielsweise im Corporate Publishing für Firmenkunden aktiv ist, habe die FTD nie Geld verdient, kein zusätzliches profitables Standbein gehabt und sich nicht an veränderte Bedingungen angepasst. Er glaube aber weder an ein großes Zeitungssterben noch an ein Ende von Print, so Nicolai. „Der Aufwand, auch eine gedruckte Zeitung herzustellen, wird immer geringer.“ Beispiele wie das Handelsblatt oder die Süddeutsche bewiesen, dass man Abwärtstrends auch umkehren könne. Auf die Frage, ob er seinen beiden Söhnen einen Beruf im Journalismus empfehlen würde, gab Nicolai dennoch eine eindeutige Antwort: „Nein, das nicht.“

Wie geht es weiter mit „Journalisten fragen, Journalisten antworten“?

Ob und wie die Reihe „Journalisten fragen, Journalisten antworten“ in Zukunft fortgesetzt wird, ist noch unklar. Günther Jesumann, der diese Veranstaltung für den DJV Schleswig-Holstein seit 15 Jahren organisiert und moderiert hat, möchte die Aufgabe nach seinem Eintritt in den Ruhestand abgeben.

Sabine Spatzek 

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