Mitgliederversammlung 2015
Hausaufgaben für die „alte Tante“ DJV
Mitgliederversammlung 2015 DJV-Landesverband SH; Fotos: Pat Scheidemann
Solidarität, Eigennutz oder was? Mitglieder diskutierten über künftige Ausrichtung des Verbandes
Wie gewinnen wir neue Mitglieder, wie überzeugen wir Journalistinnen und Journalisten, dass sie beim DJV gut aufgehoben sind? Für einen kleinen Landesverband wie Schleswig-Holstein mit zurzeit knapp unter 600 Mitgliedern ist diese Frage entscheidend. Um einen Blick von außen zu erhalten, hat der Vorstand um den Landesvorsitzenden Günther Jesumann eine Gruppe von Studentinnen der FH Kiel beauftragt, ein Werbekonzept für den Verband zu entwerfen. Bei der Mitgliederversammlung Mitte April im Kieler Wissenschaftspark stellten Nina Hansen und Anna Hubatsch, zwei der vier beteiligten Studentinnen, ihre Ergebnisse vor – und gaben der „alten Tante DJV“ einige Hausaufgaben mit.Zu wenig Aktivitäten in sozialen Netzwerken, zu unmoderner Auftritt im Vergleich zu Mitbewerbern, lauteten zwei Kritikpunkte. Und auch die heutige Grundbotschaft des Berufsverbandes sei überholt, machte Nina Hansen deutlich: „Solidarität spielt für unsere Generation keine Rolle mehr.“ Was aber ersetze Solidarität, fragte NDR-Studioleiterin Dr. Mechthild Mäsker in der anschließenden lebhaften Diskussion: „Etwa Eigennutz?“ Nein, widersprach Vorstandsmitglied Anette Schnoor: „Es geht um Vernetzung und um die guten Leistungen, die wir bieten.“ Diese seien besonders für die immer größere Gruppe der Freien wichtig, sagte Schnoor, die selbst frei arbeitet.Dass der DJV grundsätzlich viel biete und leiste, ergaben auch die Analysen der Studentinnen sowie eine Mitgliederbefragung: Ein Großteil der Befragten gab an, den Service der Geschäftsstelle, die Seminare und Angebote wie Rechtsschutz zu schätzen und zu nutzen.„Allerdings merken wir immer wieder, dass der Großteil unserer Arbeit, nämlich politische Gespräche, Verhandlungen um Tarife und Stellen mit den Verlagen, oft nicht gesehen wird“, sagte Andreas Olbertz. Der shz-Redakteur und stellvertretende Landesvorsitzende leitet den Fachausschuss Tageszeitungen auf Bundesebene. In Schleswig-Holstein beherrschten die Verhandlungen über Tarife und den Stellenabbau bei großen Verlagen des Landes das vergangene Jahr. Dass es vermutlich weder in Dithmarschen noch in Kiel zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird, ist ein Erfolg – dass der Abbau ein Grund zur Sorge ist, ist jedem klar: „Die Zeitungslandschaft ist im dramatischen Wandel“, sagte Liliane Jolitz, Redakteurin der Lübecker Nachrichten.Doch auch in den Funkhäusern gibt es viel zu tun. Aktuell stehen beim NDR Personalratswahlen an, und um die Rechte der Freien muss immer wieder neu gerungen werden, so Beisitzer Thorsten Philipps, Freier beim NDR.Damit ist klar: Die Aufgaben, vor denen der DJV steht, wachsen. „Aber um das zu schaffen, müssen wir viele sein“, gab Günther Jesumann den Gästen im Wissenschaftspark mit auf den Weg. Der Vorstand wird daher am Thema „Mitgliederwerbung“ weiterarbeiten. Wer Ideen und Anregungen hat, kann sich an die Geschäftsstelle, die Vorstandsmitglieder sowie an Sönke Rother, den Leiter der entsprechenden Arbeitsgruppe, wenden. Eine Veranstaltung zum Thema ist angedacht.Esther GeißlingerSchatzmeisterin DJV-Landesverband Schleswig-Holstein