G+J – Übernahme durch RTL
Hamburger Arbeitsplätze bleiben erhalten
Seinen Sitz am Hamburger Baumwall will Gruner+Jahr verlassen – bislang hat der Verlag allerdings noch keinen neuen Standort gefunden. (Foto: Stefan Endter)
Die Übernahme des kompletten G+J-Magazingeschäfts durch RTL ist die Nachricht aus der Medienbranche in diesem Sommer. Der Bertelsmann-Konzern will dadurch einen nationalen Medienchampion schaffen und – so wird Vorstandschef Thomas Rabe zitiert – „Mediengeschäfte auf dem deutschen Markt im Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen“ stärken. Bertelsmann hatte die Familie Jahr 2014 als Miteigentümer ausgezahlt und hält seitdem 100 Prozent der Gesellschaftsanteile des Hamburger Traditionsverlages. Das gesellschaftsrechtliche Konstrukt auf dem Weg zur Übernahme durch RTL ist komplex, aber in seinen Einzelheiten kommuniziert worden. Wie man aber das G+J-Magazin- und Digitalangebot mit RTL inhaltlich so zusammenführen will, dass das Angebot zu einer Konkurrenz für Streaming-Plattformen wie Netflix wird, ist bis zum Redaktionsschluss nicht öffentlich geworden. Diese Plattformen stehen bisher auch nicht für journalistisch hochwertige Angebote. So sehr der neue Bertelsmann-Weg im Einzelnen unklar ist, so positiv ist es aus Hamburger Sicht, dass die journalistischen Arbeitsplätze in der Hansestadt erhalten bleiben. RTL als solvente Gesellschaft verfügt über hinreichende wirtschaftliche Mittel, um Qualitätsjournalismus in die Zukunft zu übersetzen und entsprechend zu investieren. Allerdings sieht das Übernahme-Konstrukt vor, dass alle Journalistinnen und Journalisten der G+J Verlag GmbH im Wege eines Betriebs- überganges gemäß Paragraf 613a BGB in eine neue Gesellschaft wechseln (jetzt: G+J Innovations GmbH ; später soll die Umbenennung in G+J Deutschland GmbH erfolgen). Diese GmbH ist nicht tarifgebunden. Eine Bindung an die Zeitschriften- Tarifverträge für alle Beschäftigten ist auch nicht geplant. Dies stößt bei den G+J- Redakteurinnen und -Redakteuren genauso auf Kritik wie beim DJV: „Wir erwarten“, so DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall, „dass das neue Unternehmen die geltenden Tarifverträge anwendet. Wenn diese Standards erhalten bleiben sollen, müssen auch die Rahmenbedingungen für die Journalistinnen und Journalisten stimmen.“ Das gehe nur innerhalb des tariflichen Rahmens, betont der DJV-Bundesvorsitzende. Der DJV Hamburg hat bereits eine digitale G+J- Mitgliederversammlung veranstaltet und zahlreiche Beratungsgespräche geführt.
Stefan Endter