Mechthild Mäsker: Starke Stimme
Frau macht viel mehr als Medien
Meggie Mäsker, Foto: Sabine Spatzek
Viele im DJV kennen sie, und das nicht nur in Norddeutschland: Mechthild Mäsker, von Freunden und Bekannten kurz Meggie genannt, behält als Tagungsleitung bei den Bundesverbandstreffen auf dem Podium Nerven und Überblick, auch dann, wenn es im Plenum mal wieder hoch her geht. Mit dem Bundesfachausschuss Chancengleichheit, dessen langjährige Vorsitzende sie ist, hat sie Diskussionen angestoßen und Veranstaltungen organisiert, wie den alle zwei Jahre stattfindenden Journalistinnentag Frau Macht Medien. Sie ist promovierte Publizistin, bezeichnet sich selbst als "katholische Feministin" und eine, die gern mit vielen Bällen jongliert. Wir treffen uns in einem Café in der Lübecker Altstadt, in fußläufiger Entfernung von Meggies Wohnung und ihrem Arbeitsplatz. Die gebürtige Emsländerin leitet seit Sommer 2006 das NDR-Regionalstudio Lübeck, das mit einem Team aus 20 festen und freien Mitarbeitern Beiträge aus dem südlichen Schleswig-Holstein für alle Radio-, Fernseh- und Online-Kanäle des NDR liefert. Ihr Job mache ihr viel Spaß und sei zugleich eine tägliche Herausforderung, sagt die Studioleiterin. Als mittlere Führungskraft in der "Sandwich-Position" zwischen der Chefetage des Senders und den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu agieren, sei nicht immer ganz einfach. Doch Meggie sieht die Dinge immer eher von der positiven Seite: "Ich gehe jeden Tag gern zur Arbeit, und meine Kolleginnen und Kollegen hier tun das hoffentlich auch." Bevor sie nach Lübeck kam, arbeitete die vielseitige Journalistin fast zehn Jahre lang in verschiedenen Funktionen im NDR-Landesfunkhaus in Kiel, zuletzt als landespolitische Fernsehredakteurin. "Nach Schleswig-Holstein bin ich 1991 als katholische Medienreferentin und Kirchenredakteurin für das Bistum Osnabrück gekommen. Teil dieses Jobs war es, für das Kirchenprogramm des damals noch jungen Privatsenders Radio Schleswig-Holstein Beiträge zuzuliefern, auch für Live-Sendungen." Nach einem dreiviertel Jahr wechselte sie ganz zu R.SH, berichtete als landespolitische Korrespondentin unter anderem über die "Schubladenaffäre" um Engholm, Pfeiffer und Barschel - eine politisch äußerst spannende Zeit. Später wurde sie Referentin des Programmdirektors, bevor sie im Juli 1997 erneut zur Fernsehredakteurin umsattelte, bei Sat.1 Nord anheuerte und 1998 schließlich beim NDR, zunächst wieder im Ressort Landespolitik. Parallel dazu liefen Lehrtätigkeiten zum Beispiel bei der Bundespolizei und im DJV-Bildungswerk sowie Moderationsjobs - und die ehrenamtliche Arbeit für den DJV. Mehrere Jahre lang war Mechthild Mäsker im Landesvorstand in Schleswig-Holstein aktiv, zeitweilig war sie zweite Vorsitzende auf Bundesebene. Mehr als alles andere verbindet sich ihr Name und ihr Gesicht aber mit dem Thema Chancengleichheit beziehungsweise dem Fachausschuss, der sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben hat. Das besondere Interesse für das Gender-Thema liege bei ihr zum einen im Familiären begründet, zum anderen sei es während des Studiums in den 1980er-Jahren an der Uni in Münster geprägt worden. "Ich bin mit vier Geschwistern auf dem Land groß geworden - übrigens auf Plattdeutsch, was im NDR eine durchaus gern gesehene Qualifikation ist. Meine Familie führte den Dorfkrug, einen Großbetrieb, in dem vor allem meine Mutter, Tanten und Großtanten das Sagen hatten." Im Publizistik-, Soziologie- und Germanistik-Studium in Münster beschäftigte sie sich wissenschaftlich mit der Gender-Thematik, "mich hat besonders die sprachliche Dimension interessiert". Nach dem Einstieg in den Beruf wurde es dann wieder sehr konkret: "Ich habe immer wieder erlebt, dass Frauen und Männer in ihren Leistungen mit zweierlei Maß gemessen werden." Krasses Beispiel aus der aktuellen Weltpolitik: "Donald Trump kommt als Mann mit allem durch, was bei einer Frau undenkbar wäre." In die USA hat Meggie viele Kontakte: Seit 2005 ist sie European Coordinator für den German Marshall Fund of the United States und organisiert das Programm für die Besuche junger amerikanischer Führungskräfte in Kiel und Lübeck. Auch ein Ehrenamt. Genauso wie ihr Engagement in der katholischen Lübecker Pfarrei Propstei Herz Jesu, die durch die "Lübecker Märtyrer" überregional bekannt ist. Sie macht dort Öffentlichkeitsarbeit und füttert mit einem anderen Ehrenamtler zusammen einen eigenen YouTube-Kanal (www.youtube.com/user/HerzJesuLuebeck). Sonntagmorgen in den Gottesdienst zu gehen sei eine wichtige Erdung, sagt sie. "Ich kann in mich gehen, die Woche Revue passieren lassen." Die christlichen Grundwerte seien für sie eine wichtige Lebensbasis. Die Freundschaften in der Gemeinde tragen dazu bei, dass sie sich in Lübeck und seiner von Kirchen geprägten Weltkulturerbe-Altstadt zu Hause fühlt. Meggie Mäskers größte Leidenschaft ist jedoch das Singen. "Unglaublich, welche Energie dabei freigesetzt wird." Sie singt im Chor ihrer Pfarrgemeinde Herz Jesu und hat einen Folk- und Gospel-Projektchor mitgegründet, der regelmäßig Workshops in Norddeutschland veranstaltet (www.chor-crowding.com). Wie ihr Engagement für den DJV künftig aussehen wird, ist momentan unklar. Nach dem Bundesverbandstag im November schien zunächst absehbar, dass der Fachausschuss Chancengleichheit in eine Kommission umgewandelt werden würde. "Inzwischen hat uns der Bundesvorstand mitgeteilt, dass die Fachausschüsse Chancengleichheit und Europa beibehalten und mit je acht Mitgliedern besetzt werden sollen." Vormerken sollte frau sich das nächste Frau Macht Medien-Treffen - es findet im März 2018 in Köln statt. Eine Veranstaltung, in der Journalistinnen ganz unter sich sind. "Jede, die mal dort war, weiß, dass das einen riesigen Unterschied macht." Sabine Spatzekaus: Nordspitze 1/17