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Der Sender baut um – und ab

Der NDR muss bis 2024 satte 300 Millionen Euro einsparen

01.10.2021

Nicht nur bei den Freien sorgen die NDR-Pläne für erheblichen Unmut. (Foto: Christina Czybik)

Gleichzeitig will der Sender Programm und Produktion modernisieren – ein gewaltiger Spagat.

Zu diesem Zweck hat der NDR das Programm „UP“ aufgelegt, die wohlklingende Abkürzung steht für „Umbau Personal“. Teil des Umbaus

ist ein Abbau. Bis 2028 sollen 200 Stellen dauerhaft entfallen, helfen sollen dabei die Module „60 UP“ und „63 UP“. Sie sind gedacht für Mitarbeiter*innen ab 60, der NDR bietet ihnen u.a. Altersteilzeit mit einer Gesamtdauer von bis zu drei Jahren an – das ist eine kurze Zeit. In anderen Medienhäusern gibt es aktuell Altersteilzeit-Modelle mit einer Gesamtdauer von fünf bis sechs Jahren, weil dieser Zeitraum erfahrungsgemäß für viele Beschäftigte attraktiver ist. Für mehr als drei Jahre Altersteilzeit hätte es jedoch eines Tarifvertrags bedurft. An den von DJV und den anderen Gewerkschaften angebotenen Verhandlungen hatte der NDR allerdings kein Interesse.

Zur Modernisierung des Programms ist geplant, bei der Produktion von Inhalten nicht mehr nach Ausspielwegen zu trennen, sondern nach Themen, wie etwa Nachrichten, Sport und Kultur. Die werden dann crossmedial bearbeitet.

Das Programm des NDR wird überwiegend von freien Mitarbeiter*innen gemacht. Sie sollen im Zuge der Modernisierung crossmedial arbeiten und honoriert werden, sowohl für Beiträge als auch für Schichten. Und das sorgt derzeit für großen Ärger bei den Freien: In Niedersachsen wollte der NDR ab November Beiträge nach dem so genannten crossmedialen Baukasten honorieren. Doch einige freie Mitarbeiter*innen rechneten nach und kamen auf Einschnitte von fünf bis zehn Prozent

aufs Jahr und Gesamthonorar. „Bei manchen Einzelposten werden de facto bis zu 50 Prozent gestrichen“, heißt es in einem offenen Brief, den 80 NDR-Freie unterzeichneten. Weiter heißt

es in dem Brief im Hinblick auf crossmediales Arbeiten: „Steigende Anforderungen an unsere Qualifikation bedeuten, dass auch das Honorar eine Aufwertung verdient, keine Kürzung.“ Die Einführung der Crossmedia-Honorare wurde daraufhin auf den Januar verschoben.

Wie es nun im Jahr 2021 weitergeht, ist jedoch immer noch unklar. Auch Festangestellte mit Programmverantwortung sind unzufrieden, weil sie nicht wissen, wie das neue System zu handhaben ist.

Der DJV hat bereits mehrfach die Entscheidung des NDR kritisiert, neue Honorarsysteme für crossmediale Reporterleistungen und für Schichten einseitig festzulegen. Beide Systeme waren zuvor Gegenstand von Tarifverhandlungen. Die Fragen, die dort aufgeworfen wurden, sind dieselben, die jetzt auch die Freien an den NDR haben.

Christiane Eickmann/Anja Westheuser

Nordspitze (Auswahl HH)
Meinung (journalist)