Kommentar
Corona-Hilfen: Warum gehen Freie jetzt leer aus?
„Den Staat interessiert das leider nicht.“ Dieses Statement eines freien Journalisten im Rahmen der DJV-Umfrage zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise spricht Bände – Frustration, Verzweiflung und wirtschaftliche Notlagen sind alles andere als Einzelfälle. Die Ergebnisse der DJV-Umfrage zeigen das eindrücklich. Aber trifft diese Einschätzung tatsächlich so absolut zu, wie sie formuliert ist?
Vorweg: Ich bin froh, in dieser Pandemie keine politische Verantwortung tragen zu müssen. Und: Es gibt verschiedene Programme des Bundes – bei denen allerdings die Soloselbständigen nicht immer die eigentliche Zielgruppe sind. Auch auf Landesebene sind unterschiedliche Hilfsprogramme aufgelegt worden. Hamburg beispielsweise fördert umfassend und ideenreich sehr viele, sehr unterschiedliche Kreativberufe – die Liste ist lang und das ist sehr erfreulich. Für Musikerinnen und Musiker gibt es beispielsweise einen Gagenfonds mit einem 750.000-Euro-Budget. Im Gegensatz zu den anderen norddeutschen Bundesländern gab es in der Hansestadt während der ersten Corona-Welle 2020 ein Hilfsangebot auch für freie Journalistinnen und Journalisten. Aber: Danach im ganzen Norden nichts mehr.
Übereinstimmend wurden die journalistischen Soloselbständigen auf die Bundesprogramme verwiesen – obwohl der DJV die Landesregierung mehrfach ausdrücklich auf die schwierige Lage hingewiesen hatte. Und genau hier hört mein Verständnis auf. Man kann nicht in Sonntagsreden das hohe Lied der Bedeutung des Journalismus für die demokratische Gesellschaft singen, um in der Praxis anderen Kreativen, nicht aber freien Journalistinnen und Journalisten in gleicher Weise zu helfen. Ohne sie gibt es keine Medien mit gut recherchierten Inhalten und Einordnungen – und das verlangt zumindest nach Gleichbehandlung! Und wenn es um Journalismus geht, gilt das besonders in der Medienstadt Hamburg.
Stefan Endter