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Podiumsgespräch

„Berufsbilder: Auslandsjournalismus“


von links: Inga Vesper, News Editor, Research Europe, London; Johannes von Dohnanyi, Journalist und Autor; Thomas Görger, Dart Center Deutschland

Berufsbild Auslandsjournalismus

Auslandskorrespondent – ein Beruf mit Zukunft in einem immer schwieriger werdenden journalistischen Umfeld? „Wir brauchen sie heute dringender als je zuvor“, unterstrich Johannes von Dohnanyi die Bedeutung der Auslandskorrespondenten. In einer vernetzten, immer komplexeren Welt müsse es Journalisten geben, die den Menschen die Vorgänge auf dem Globus erklären.Wie groß das Interesse an diesem Berufsfeld ist, zeigte sich beim Podiumsgespräch „Berufsbilder: Auslandsjournalismus“, das der DJV Schleswig-Holstein (Fachausschuss Europa) gemeinsam mit der Fachhochschule Kiel am 7. Dezember in Kiel veranstaltete. Rund 70 angehende Journalisten hörten, was der langjährige Auslandskorrespondent Johannes von Dohnanyi, der WDR-Fernsehjournalist Thomas Görger und die in London arbeitende EU-Journalistin Inga Vesper über die journalistische Tätigkeit im Ausland zu berichten hatten. „Es ist ein toller Beruf, weil er irrsinnig spannend ist. Aber man muss wissen, wo man seine Grenzen setzt – und muss diese auch einhalten“, hob Thomas Görger hervor, der für den WDR vor allem aus Krisengebieten berichtet. Er erzählte von seinen Erlebnissen aus Flüchtlingslagern und Erdbebenregionen, von der Konfrontation mit Elend und Tod. 28 Prozent der Kriegsberichterstatter litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen, erklärte Görger, der sich auch beim Dart Center für Journalismus und Trauma engagiert, und wies auf die emotional belastende Seite der journalistischen Arbeit an den Krisenherden dieser Welt hin.Gleichwohl übt der Auslandsjournalismus eine hohe Anziehungskraftaus, gerade auf jüngere Kollegen. Aber es muss nicht immer der Irak, Afghanistan oder Somalia sein. Auch die neueste EU-Verordnung kann eine anspruchsvolle und ansprechende Herausforderung für Auslandskorrespondenten sein, wie Inga Vesper hervorhob: „Unsere Aufgabe ist es, zu berichten, wie etwas passiert und warum. Wir müssen interpretieren und kommentieren“, so die Nachrichtenredakteurin eines auf EU-Themen spezialisierten Wissenschaftsmagazins. Wie schnelllebig das „Geschäft“ auch in der Auslandsberichterstattung geworden ist, unter anderem durch die Online-Medien, betonten alle drei Journalisten. Dass der zunehmende Zeitdruck und die sinkenden Honorare nicht zu einer steigenden Qualität der Berichterstattung führen, auch da waren sich die drei einig. „Das ungeheure Tempo führt Journalisten in die Versuchung, nur noch in Schlagworten zu arbeiten“, warnte Görger vor zu viel Oberflächlichkeit.  Zu häufig stehe heute  ein konkretes Ereignis im Fokus der Auslandsberichterstattung, zum Beispiel ein Unglück oder Attentat. „Oft heißt es, sobald du gelandet bist, dann schalten wir dich“, weiß Görger. Aber heute wie früher gilt für gute (Auslands-)Journalisten: „Man muss das Terrain kennen, muss wissen, wohin man geht. Man muss gelesen haben und sollte die Landessprache verstehen“, wie Johannes von Dohnanyi es zusammenfasst. Und nicht zuletzt sollte man neugierig sein, auf das, was einen erwartet. Kein Job für Dünnbrettbohrer also.

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